Vorentscheidung in der Frauen-Bundesliga: Fußballerische Unterschicht
Der FC Bayern profitiert auf dem Weg zum Titel von einer Fehlentscheidung. Wo bleibt eigentlich die Aufregung darüber?

D as war’s wohl. Nach dem 3:0 bei Eintracht Frankfurt ist dem FC Bayern München die Meisterschaft wohl nicht mehr zu nehmen. Die Tabellenführerinnen haben ihre Verfolgerinnen in die Schranken gewiesen. Über 30.000 Leute waren ins Waldstadion gekommen und hatten damit der Eintracht einen neuen Zuschauerrekord beschert. Die meisten von ihnen zogen reichlich enttäuscht wieder von dannen.
Vielleicht haben sie noch darüber diskutiert, wie das 2:0 der Bayerinnen zustande gekommen ist. Wer das Spiel im Fernsehen gesehen hat, der wusste, dass das Tor von Klara Bühl wegen Abseits eigentlich nicht hätte gelten dürfen. Weil es in der Bundesliga der Frauen keinen Videobeweis gibt, musste das Schiedsrichterinnenteam auf dem Platz ohne technische Hilfe entscheiden.
Weil sich Linienrichterin und Schiedsrichterin nicht einig waren, dauerte das so lange wie eine handelübliche Videoüberprüfung im Männerfußball. Am Ende entschied sich Karoline Wacker dafür, das Tor zu geben. Das Spiel war vorentschieden, ebenso wie die Meisterschaft – durch eine Fehlentscheidung.
Zweiklassensport Fußball
Das kann schon mal passieren. Es sollen schon WM-Finals durch falsche Elfmeterpfiffe entschieden worden sein. Es war aber eine Fehlentscheidung, die es im Männerbereich so nicht gegeben hätte. Da gibt es den VAR. Den kann man aus fußballnostalgischer Sicht falsch finden oder daran glauben, dass der Fußball durch technologische Hilfsmittel gerechter wird.
Dass bei den Frauen das Spiel aber anders geleitet wird als bei den Männern, das geht eigentlich gar nicht. Und das ist ja das Hauptproblem der Einführung des Videobeweises. Er hat aus dem einfachen Spiel, das überall nach gleichen Regeln gespielt werden kann, einen Zweiklassensport gemacht. Der teure VAR ist reserviert für die Oberschicht des Fußballs. Und zu der gehört die vom Deutschen Fußball-Bund höchtverbandlich organisierte Frauenbundesliga offensichtlich nicht.
Dass die Aufregung darüber sich in so engen Grenzen hält, liegt an der andauernden Verniedlichung des Frauenfußballs. Da freut man sich brav über ein gut besetztes Großstadion, ohne sich so richtig dafür zu interessieren, was da eigentlich auf dem Platz passiert.
Ach übrigens: Glückwunsch schon mal an die Bayerinnen zur Meisterschaft!
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